Chris auf Gletschertour

Kaunertaler Gletscher

Die meisten von uns verbinden mit Bergen und Schnee wahrscheinlich das Erklimmen des Berges mit Hilfe einer elektrisch betriebenen Bahn und nutzen für das Herunterkommen ergonomische Bretter, die einem das Gleiten durch den Schnee erleichtern. Nicht so der Ultraläufer und Skyrunner Chris!

Auf den richtigen Gletscher kommt es an …

Schon in den letzten beiden Wintern hat er von Sölden aus über den Rettenbachgletscher die Schwarze Schneid in 3.300 m Höhe zu Fuß bestiegen. Dieses Jahr sollte die Distanz aber nochmal um ein ganzes Stück länger sein. Denn für ihn stand ein besonderes Jubiläum an: der 50. Lauf über eine Marathon-Distanz! Doch wie begehbar würde eine Strecke über Eis und Schnee sein? Der Kaunertaler Gletscher war daher für dieses Vorhaben prädestiniert, denn seine Gletscherstraße ist selbst im Winter (auf Schnee) befahrbar.

… und die richtige Vorbereitung …

Seid ihr im Winter fit genug für eine Gletscherbesteigung? Nein? Chris normalerweise auch nicht. Doch dieses Mal konnte er sich im Winter keine Pause gönnen. Denn ein Ultra-Trail im Schnee ist ohne die richtige Vorbereitung nicht zu bewältigen. So absolvierte Chris allein 350 Laufkilometer nur im Dezember, den Großteil davon nachts. Ob der Untergrund schneebedeckt ist oder nicht, spielt für die Vorbereitung keine große Rolle.

… nicht zu vergessen: die richtige Ausrüstung …

Wie würdet ihr bei der Wahl der Ausrüstung entscheiden: Trockene Füße oder weniger Laufbelastung durch leichtere Schuhe? Bei der Wahl der Ausrüstung spielt die individuelle Erfahrung jedes einzelnen Läufers eine große Rolle: Man muss abwägen, wo die persönlichen Prioritäten liegen und welche Kompromisse man einzugehen bereit ist. Der Skyrunner entschied sich für die trockenen Füße. Zu Recht, wie ihr später noch lesen werdet!

Bei der Kleidung kann man die Kompromisse umgehen, indem man nach dem Zwiebelprinzip einfach für verschiedene Szenarien gewappnet ist. Bei 0° C im Tal und -15° C auf dem Gipfel mit dauerhaftem Schneefall hat Chris damit die richtige Wahl getroffen. Stöcke für den Anstieg und Grödeln für das Laufen auf der Piste ergänzten sein Equipment.

Auswahl getroffen? Dann kann’s ja losgehen…

Um 8.30 Uhr startete der Ultraläufer in Feichten im Kaunertal zu seinem ersten Gletscher-Trail über eine Ultra-Distanz. Sein Sohn Niklas begleitete ihn, entschied sich aber für die andere Berg-Schnee-Variante: die mit der Seilbahn und dem ergonomischen Brett (Snowboard).
Bei leichtem Schneefall lief Chris die ersten 10 km und 600 Höhenmeter auf der mit festgefahrenem Schnee bedeckten Gletscherstraße bis zum Gepatschstausee. Die nächsten 7 km führten ohne Anstieg geradewegs am See entlang. Leider verhinderte der leichte Schneefall und eine dicke Wolkendecke die Aussicht auf die (wahrscheinlich) traumhafte Landschaft. Dafür wurde Chris aber im nächsten Abschnitt für seine Anstrengungen belohnt, denn die anschließenden 10 km und 1.100 Höhenmeter verliefen weiter auf der Gletscherstraße, die durch eine wunderschöne, verschneite Winterlandschaft führte. Verwundert waren wahrscheinlich auch die wenigen Autofahrer, die an ihm vorbeifuhren und ihm entgeisterte Blicke zuwarfen.
Doch im letzten Abschnitt (3,1 km und 400 Höhenmeter) wurde Chris noch einmal richtig gefordert: Hier machten sich die intensive Vorbereitung und die richtige Ausrüstung bezahlt. Die Strecke verläuft auf der Piste, die durch den stundenlangen Schneefall jetzt mit 30 cm Neuschnee bedeckt war. Mit Schneeschuhen wäre das ja kein Problem – aber mit Trailrunningschuhen ist der Aufstieg eine echte Plackerei. Doch so kurz vor dem Ende gilt eben: ohne Fleiß kein Preis! Den gab es in Form einer fantastischen Aussicht, tollen Fotos als Erinnerung und auf dem Rückweg auch einer heißen Suppe und eines Kaffees.

Danach ging es dann wieder mit viel Energie und Spaß weiter durch den Pulverschnee nach unten.

Fazit: Der nächste Gletscher (Hintertux) ist gewiss!

Wir gratulieren: eine stolze Leistung, lieber Chris!