Wie tickt die Generation Z – und was bedeutet das für mein Unternehmen?
Gastbeitrag von Sozialpädagogin und Coach Nina Raab
Jetzt ist die Zeit, Ausbildung neu zu denken. Jetzt ist die Zeit zu handeln.
Die Generation Z ist anders – das hören wir mittlerweile überall. Doch was bedeutet das konkret für Unternehmen, die junge Menschen ausbilden? Wie schafft man eine Umgebung, in der Azubis nicht nur gerne bleiben, sondern auch langfristig Verantwortung übernehmen?
Gerade im Handwerk wird es immer schwieriger, junge Menschen für eine Ausbildung zu begeistern. Gerade in der Branche sehe ich enormes Potenzial – aber auch Handlungsbedarf. Deswegen lautet meine Devise: Lasst uns Ausbildung neu denken, neue Wege gehen und mit kleinen Schritten beginnen, junge Menschen dort abzuholen, wo sie stehen.
Als Sozialpädagogin mit über zehn Jahren Erfahrung in der Jugendarbeit und mittlerweile fünf Jahren in der Unternehmerwelt weiß ich: Viele Betriebe stehen vor der Herausforderung, ihre jungen Mitarbeiter zu verstehen und langfristig zu binden.
Studien zeigen, dass 70 % der Auszubildenden in den ersten 100 Tagen über einen Abbruch nachdenken. Junge Menschen suchen nach Abwechslung, sie möchten, dass sich etwas bewegt. Die Generation von heute hat oft Zick-Zack-Lebensläufe und wechselt im Laufe des Berufslebens durchschnittlich achtmal den Job. Doch anstatt dies als negativ zu bewerten, sollten wir uns fragen: Was können wir als Ausbilder tun, um junge Menschen zu halten und zu begeistern?
Ausbildung als strategische Investition in die Zukunft
Junge Menschen können sich heute ihre Ausbildungsplätze aussuchen. Wenn sie sich nicht wohlfühlen oder keine Perspektive sehen, wechseln sie einfach den Betrieb.
Deshalb müssen sich Unternehmen die Frage stellen: Wollen wir uns diesen Umständen einfach fügen, oder wollen wir aktiv etwas verändern? Es geht darum, jungen Menschen wieder echte Werte zu vermitteln.
Was die Generation Z erwartet
Junge Menschen von heute sind nicht faul oder unmotiviert – sie sind einfach anders geprägt als frühere Generationen. Sie sind digital vernetzt, hinterfragen Autoritäten und suchen nach Sinn in ihrer Arbeit. Wer sie mit klassischen Methoden führen will, stößt oft auf Widerstand.
Was Azubis sich wirklich wünschen
- Klare Strukturen und transparente Kommunikation
- Positives Arbeitsklima
- Wertschätzung und echtes Interesse an ihrer Entwicklung
- Möglichkeiten zur Mitgestaltung statt starrer Hierarchien
- Mentoren statt nur Vorgesetzte
- Einen modernen Arbeitsplatz
Was das für Unternehmer:innen bedeutet
Unternehmen, die ihre Azubis langfristig halten wollen, sollten sich aktiv mit diesen Erwartungen auseinandersetzen. Das bedeutet nicht, alle Wünsche blind zu erfüllen – sondern zu verstehen, was junge Menschen brauchen, um motiviert und leistungsfähig zu bleiben, ihnen Werte zu vermitteln, die sie zu verantwortungsbewussten Menschen machen.
Wer ausbildet, sollte dies nicht dem Zufall überlassen. Ausbildung braucht klare Strukturen. Ein klares Konzept hilft, Azubis optimal zu integrieren und zu fördern. Wenn ich mir als Unternehmer bewusst bin, dass ich ausbilden möchte und junge Menschen zu Fachkräften entwickeln will, dann brauche ich im nächsten Schritt ein Konzept dazu. Es braucht klare Strategien für das Unternehmen – Strategien, die zu den eigenen Leitlinien, Werten und Zielen passen. Wie soll Ausbildung in meiner Firma aussehen? Dazu schlage ich in fünf Schritten einige der wichtigsten Punkte vor:
- Onboarding – Wie holen wir Azubis von Anfang an richtig ab?
- Kommunikation – Wie gestalten wir den Austausch klar und wertschätzend?
- Feedback-Kultur – Wie etablieren wir eine offene und lernfördernde Kultur?
- Entwicklungsgespräche (Future Plans) – Wie planen wir die Zukunft mit unseren Azubis?
- Wertschätzung – Wie zeigen wir Anerkennung und Motivation im Alltag?
Unternehmer:in sein – eine Herausforderung mit vielen Rollen
Unternehmer:in zu sein bringt viele Herausforderungen mit sich. Es ist nicht immer leicht, allen Anforderungen gerecht zu werden – zumal die wirtschaftlichen Ziele stets im Blick bleiben müssen, denn ohne wirtschaftlichen Erfolg können auch keine Mitarbeiter bezahlt werden. Als Unternehmer:in steht man unter Druck, den Betrieb weiterzuentwickeln, Kunden zufriedenzustellen und gleichzeitig die Mitarbeiter optimal zu fördern. Doch auch hier gilt: Unternehmer:innen sind nur Menschen. Das dürfen auch die Azubis spüren.
Eines der wichtigsten Elemente ist Authentizität. Es geht darum, echt zu sein – auch an Tagen, an denen man nicht die Kapazität hat, jedem Azubi oder Mitarbeiter mit voller Aufmerksamkeit zu begegnen. Der Schlüssel liegt in der offenen Kommunikation: Wenn ein Unternehmer einen schlechten Tag hat oder nicht sofort für ein Gespräch verfügbar ist, sollte er das ehrlich kommunizieren. Junge Menschen haben ein hohes Verständnis dafür. Gleichzeitig lernen sie dadurch, dass es im Berufsleben Höhen und Tiefen gibt, dass nicht immer alles perfekt läuft, man aber dennoch sein Bestes gibt und seinen Aufgaben mit Engagement nachgeht.
Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels ist es entscheidend, qualifizierte Mitarbeiter von morgen selbst auszubilden. Viele Unternehmen berichten, dass ehemalige Azubis, die im eigenen Betrieb gelernt haben, später wertvolle Führungskräfte werden. Wer von Anfang an in Ausbildung investiert, sich bewusst für diesen Weg entscheidet und seine Werte klar definiert, wird langfristig profitieren.
Im Seminar „Generation Z verstehen – Azubis gewinnen & langfristig binden!“ von Raab Coaching | Lichtblick Jugend erfahren Sie, wie die junge Generation wirklich tickt – und was das für Ihren Handwerksbetrieb bedeutet. Lernen Sie, wie die Generation Z denkt, arbeitet und kommuniziert und wie Sie das Interesse der Auszubildenden auf Ihren Betrieb lenken und diese auch langfristig an Ihr Unternehmen binden können.
Wer steckt hinter dem Workshop?
Mein Name ist Nina Raab, ich bin 36 Jahre und ich begleite Unternehmen dabei, ihre Azubis besser zu verstehen, Ausbildung neu zu denken und die jungen Menschen langfristig an den Betrieb zu binden. Mit über 10 Jahren Erfahrung in der Jugendsozialarbeit/Jugendhilfe und durch die Einblicke der letzten 6 Jahre in die Arbeit meines Mannes, der Handwerksbetriebe in ganz Deutschland, zu betriebswirtschaftlichen Themen coacht, kenne ich beide Seiten – die Herausforderungen junger Menschen beim Einstieg ins Berufsleben und die Anforderungen der Unternehmen. Gerade im Handwerk sehe ich enormes Potenzial – aber auch Handlungsbedarf. Junge Talente brauchen eine Unternehmenskultur, in der sie sich wertgeschätzt fühlen, entwickeln können und Perspektiven haben. Mein Ziel ist es, Unternehmer:innen dabei zu unterstützen das zu schaffen.